Algorithmus des Nutri-Score angepasst: Ernährungsberater verrät, inwieweit wir auf seine Bewertung vertrauen können

Hannover (ots) –

Der Nutri-Score-Lenkungsausschuss hat kürzlich den Bewertungsalgorithmus für Lebensmittel überarbeitet. Diese Änderungen zielen darauf ab, den Nutri-Score aussagekräftiger zu machen und ihn stärker an aktuelle Ernährungsempfehlungen anzupassen. Aber wie viel Vertrauen sollte man in diese aktualisierte Bewertung setzen?

„Die Anpassung des Nutri-Score ist ein wichtiger Fortschritt. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass nur Produkte aus der gleichen Kategorie untereinander verglichen werden“, erklärt Ernährungsberater Jan Bahmann. Auf den Nutri-Score allein kann man sich für gesunde Ernährung also selbst nach der Anpassung noch nicht verlassen. Worauf es beim Nutri-Score zu achten gilt und wie man die Qualität und Diättauglichkeit der einzelnen Produkte tatsächlich in Erfahrung bringt, verrät Bahmann in diesem Beitrag.

Der Nutri-Score – freiwillige Orientierungshilfe für den Einkauf

Der Nutri-Score dient in erster Linie dazu, schnell und unkompliziert die Nährwertqualität verpackter Lebensmittel zu vergleichen. Dadurch, so die Grundidee, sollen Menschen in der Lage sein, besser und gesünder einzukaufen.

Zu diesem Zweck bewerten die teilnehmenden Unternehmen ihre Produkte selbst anhand eines Punktesystems, das sich an Referenzwerten orientiert. Dabei fließen hohe Kalorien-, Natrium- und Zuckeranteile sowie ein hoher Anteil gesättigter Fettsäuren negativ in die Bewertung ein, während Ballaststoffe, Proteine und ein hoher Obst-, Gemüse- oder Nussanteil positiv bewertet werden. Ab Ende 2023 soll außerdem der Süßstoffgehalt negativ zur Geltung kommen.

Aktuell ist die Teilnahme für Lebensmittelhersteller jedoch noch freiwillig. Stellt ein Unternehmen überwiegend ungesunde Produkte wie Süßigkeiten oder Fertiggerichte her, ist es daher nicht verpflichtet, das Kennzeichnungssystem zu verwenden.

Gute Idee, ungünstige Umsetzung – die Schwächen des Nutri-Score

Diese Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass der Nutri-Score auf uninformierte Einkäufer mitunter irreführend wirkt. Beispielsweise sorgt die unzureichende Differenzierung zwischen verschiedenen Arten von Fett dafür, dass gesunde Lebensmittel wie Fisch und hochwertiges Olivenöl einen schlechteren Nutri-Score erhalten – und das, obwohl sich ihr Fettanteil zu großen Teilen aus gesunden Omega-3-Fettsäuren zusammensetzt.

Gleichzeitig ist es Unternehmen auf verschiedene Arten möglich, das Bewertungssystem auszutricksen – zum Beispiel durch geringfügige Änderungen der Rezeptur, die ihren Produkten eine bessere Bewertung sichern. Da Gewürze, Süßstoffe, Farbstoffe und Geschmacksverstärker bislang überhaupt nicht in die Bewertung einfließen, lässt sich das Ergebnis leicht verfälschen, um die eigenen Produkte gesünder erscheinen zu lassen. Umgekehrt erscheinen Produkte mit hohem Anteil an Vitaminen und Mineralien oft ungesünder, als sie es tatsächlich sind, weil diese Inhaltsstoffe ebenfalls nicht bewertet werden.

Hohes Potenzial für Missverständnisse

Ein weiterer Kritikpunkt am Nutri-Score besteht darin, dass einzelne Inhaltsstoffe über- oder unterbewertet werden. So könnten Lebensmittel, die viel Zucker enthalten, trotzdem mit einem Nutri-Score von A oder B ausgezeichnet werden, solange sie in den anderen Kategorien möglichst wenige Minuspunkte sammeln.

Diese Unklarheiten und Tricks führen dazu, dass der Nutri-Score in manchen Fällen wenig aussagekräftig für die Nährwertqualität von Lebensmitteln ist. Sind sich Menschen der Schwächen der Nutri-Score-Bewertung nicht bewusst, scheitert das Bewertungssystem also in seiner Rolle als Orientierungshilfe. Schlimmstenfalls haben Missverständnisse sogar zur Folge, dass sich Menschen ungesünder oder unausgewogen ernähren, weil sie sich ausschließlich nach dem Nutri-Score richten.

Nicht nur auf den Nutri-Score achten, sondern auf das Gesamtbild

Trotz aller Schwächen des aktuellen Systems ist der Nutri-Score per se eine gute Idee. Innerhalb einer Kategorie sind die grundlegenden Inhaltsstoffe meist ähnlich genug, um die Produkte anhand der Bewertung zu vergleichen. Einkäufer können sich dadurch im Laden unkompliziert für die gesünderen Lebensmittel entscheiden, wenn sie ohnehin eines aus dieser Kategorie kaufen wollen.

Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung hingegen und insbesondere für eine Diät sollte der Nutri-Score niemals die einzige Informationsquelle sein. Wer sich wirklich gesund ernähren will, muss zusätzlich auf die Nährwerttabellen und Inhaltsangaben auf der Rückseite der Produkte schauen. Diese liefern Aufschluss über die genaue Zusammensetzung und Inhaltsstoffe, die der Nutri-Score nicht berücksichtigt. So ist es möglich, die Lebensmittel zu finden, die am besten zum eigenen Ernährungsplan passen.

Über Jan Bahmann:

Jan Bahmann ist Abnehmcoach und gemeinsam mit seinem Team hilft er seinen Kundinnen dabei, langfristig abzunehmen und ihre Wohlfühlfigur zu erreichen. Die Besonderheit: Im Mittelpunkt des Coachings steht neben der bloßen Gewichtsreduktion vor allem der Aufbau eines neuen Bewusstseins für einen gesunden Lebensstil – ohne große Einschränkungen oder Verzicht. Weitere Informationen unter: https://janbahmann.de/

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